Freitag, 16. Dezember 2011

Yi Yi – A One and a Two (Edward Yang, 2000)

"Wir leben drei mal so lange, seitdem der Mensch den Film erfunden hat."

OT - Yi Yi
Regie & Drehbuch - Edward Yang
Kamera - Yang Wei-han
Erscheinungsjahr - 2000
Laufzeit - 173 Minuten



Der kleine Yang-Yang, jüngstes Mitglied der von uns beobachtenden Familie , steckt in einer Krise. Einer Gewaltigen. Ihm ist eine tragische Einsicht gekommen als er von ein paar Mädchen, während eines großen Familienfotos bei der Hochzeit seines Onkels, ständig an den Hinterkopf gestupst worden ist aber nie sehen konnte wer der Übertäter genau war der ihn so malträtiert. Darauf kam ihm die Einsicht das alle von uns Menschen ja nur ein Teil der Wahrheit sehen können, ist unsere Perspektive doch so ausgestattet das wir nie unseren eigenen Hinterkopf sehen können. Dies bereitete ihm Sorgen, hieße dies doch das wir Menschen nur einen Teil der Welt erblicken können. Da es aber auf fast jedes Problem auch eine Lösung gibt machte es sich Yang-Yang zur Aufgabe den Leuten dieses fehlende Stück Wahrheit zu zeigen. Also nahm die Kamera seines Vaters und photographierte von nun an die Hinterköpfe von diversen Leuten.



Ab jetzt scheint es wohl passend zu erwähnen das Yang-Yang selbst, neben der Tatsache das er natürlich auch eine vollkommen eigenständige sowie ins Detail ausgearbeitete Persönlichkeit ist, auch als eine Art Spiegelbild Edward Yangs fungiert. Edward Yang selbst macht es sich nämlich auch zur Aufgabe in seinem letzten Film YiYi uns die blanken Flächen in unserer Wahrnehmung sichtbar zu machen. Er zeigt uns das was wir selbst nicht in der Lage sind zu sehe durch die Limitationen welche jeden von uns inne wohnen. Und es ist jetzt wahrlich ein schweres unterfangen nun nicht in glorifizierende Adjektiv Schlacht auszubrechen. Dies würde zwar die momentanen Gefühle gut widerspiegeln aber den Film viel zu sehr unter Wert verkaufen. Und das will man ja bei solch einem Werk tunlichst vermeiden. Doch ist es solch ein enorm Persönlicher Film, welcher es auch verlangt das man ihn als solch einen erfährt. Yang inszeniert sein Universum mit einer zurückhaltenden Demut mit welcher er all den ihr inne-lebenden Personen immer versucht genug Distanz zu geben um zu Atmen, mit all ihren Fasern. Yang verzichten weitestgehend darauf filmische Techniken zur Manipulation der Gefühle zu benutzen um seinen Punkt deutlich zu machen oder unsere Wahrnehmung auf etwas bestimmtes zu fokussieren womit er nämlich in enorm hinderndes, konstruiertes dramatisieren bestimmter Ereignisse abrutschen würde.


Er macht uns klar das dies ein Bruch der anfangs aufgeführten Intention wäre und seine Perspektive auf uns zwingen würde. Doch kann jeder Mensch, auch er, nur durch seine eigenen zwei Augen sehen was im Täglichen Leben, wie er aufzeigt, nicht selten Schwierigkeiten sowie Leid bringen kann. Yang lässt uns manchmal deswegen auch nur die Spiegelbilder und Silhouetten der Personen erblicken um auch uns dem Zuschauer zu signalisieren, obgleich des introspektiven Feingefühls mit welchem er seien Charaktere behandelt, das auch wir nur egal wie "richtig" das alles sich anfühlt gebremst werden durch unsere Auffassung. Er hält uns auf Abstand lässt uns in gleichem Zuge aber tief hinein, eine Fähigkeit selten so sicher durchgeführt wie hier. Dies ist dann wahrscheinlich aber auch der Grund warum der Film diese Kraft besitzt. Er zeigt uns unsere eigenen grenzen als Menschen und wie wir sie aber auch nützen können um in all dem Leid und den Problemen welches das Leben in unserer ewig treibenden Gesellschaft mit ihren Spiegelbildern und Isolierten Gedanken auch Fragmente der Wahrheit sehen können welche unsere eigene Perspektive, so unvollständig sie auch immer bleiben mag, zu ergänzen und uns sowie andere Menschen dadurch besser verstehen zu können. Eines der substantiellsten Werke des Kinos.

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