Mittwoch, 7. Dezember 2011

Goodbye, Dragon Inn

"There are Ghosts in here."


OT - Bu san
Regie & Drehbuch - Tsai Ming-liang
Kamera - Liao Pen-jung
Erscheinungsjahr - 2003
Laufzeit - 82 Minuten


Nur weil Menschen nicht miteinander reden heißt es nicht das sie nicht miteinander kommunizieren. Ganz im Gegenteil, erst wenn der Mensch aufhört sich auf Wörter zu verlassen und bemerkt das sie nichts weiter sind als weiße Flecken in der Menschlichen Verständnis so erkennt er das es die Stille ist die die Wahrheit nach außen trägt. Einer der wenigen Regisseure der dieses Konzept bis in Mark und Bein perfektioniert hat ist Tsai Ming-liang. Doch diesmal geht es nicht wie in seinen anderen Film hauptsächlich um den Mensch und dessen Unfähigkeit im Umgang mit den eigenen Emotionen sowie denen anderer, sondern um eine viel wichtigere Verknüpfung. Um das Lichtspielhaus und den Menschen der ihm inne wohnt. Da scheint es fast schon logisch das man am Ende mehr von diesem einen Kino erfährt, in welchem GOODBYE DRAGON INN spielt, als über die paar Personen die sich in ihm herumtreiben. Mit statischem Blick sieht Tsai in die Augen des Kinos das so langsam am verblassen ist. Es stirbt zwar eine langen, stillen und langsamen Tod, aber es stirbt. Nur sieht man dies fast nie. Deshalb, wenn gegen Ende die Lichter angehen im Saal, die Frau von der Kasse mit ihrem humpelndem Bein durch die leeren Gänge humpelt und wir, die Zuschauer, mit einer Einstellung konfrontiert werden die uns mal ganz Spiegel verkehrt nicht die Leinwand zeigt sondern das was davor liegt, ja dann sieht man diesen Tod, man sieht das Kino sterben und das letzte was man will ist das diese eine Einstellung aufhört. Und das tut sie auch nicht, jedenfalls für eine weile, den Tsai hält geschlagene 5 Minuten an ihr fest und lässt sie für diese ganz Zeit auch nicht durch einen doofen Schnitt kollabieren. Das erinnert an den berühmten sechseinhalb Minütigen Close-Up aus Tsais Meisterwerk Vive l'Amour und hat den selben Effekt. Man ist dankbar. Äußerst dankbar und erschüttert. Denn ist es genau das gewesen was man brauchte. Das der Film dabei aber nie bestimmerisch oder hochmütig mit sich selbst und uns umgeht sondern wie immer mit einer erstaunlichen Unbeschwertheit eine fast schon mystische Atmosphäre erschafft, ja das ist nebenbei bemerkt auch schon eine Leistung an sich. Besser kann Kino kaum werden.



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