"I want to go to America!"
OT - Nihon dasshutsu
Regie & Drehbuch - Yoshishige Yoshida
Kamera- Toichiro Narushima
Erscheinungsjahr - 1964
Laufzeit - 96 Minuten
Nach ganzen fünf Filmen sowie dem eigentlichen Beginn seiner Regiekarriere war Escape from Japan Yoshidas letzter Film bei Shochiku. Der Grund dafür war nicht etwa das die Kluft zwischen den künstlerischen Ansichten der beiden Parteien immer größer wurde. Es war mehr die Tatsache das das Studio seinen Film, während er mit seiner Frau sich in den Flitterwochen erholte, veränderten. Als Yoshida nämlich zurück kam musste er feststellen das das Studio das Ende seines Filmes drastisch veränderte und ihn danach sofort in die Kinos brachten. Ein Vertrauensbruch und Eingriff in seine Vision die er nicht Vergessen konnte. Vor allem da der Film ja schon in den Kinos lief und der Schaden, laut Yoshida, ja somit schon geschehen war. Somit hieß es Abschied nehmen von dem Studio in welchem er damals anfing. Das Originale Ende ward zwar nie wieder gesehen doch ist dies trotzdem ein Glücksfall für uns Zuschauer da Yoshida nun gemeinsame Sache mit der ATG (Art Theater Guild) machte. Dies bedeutete mehr Freiheiten für ihn, womit er seinen Stil besser ausarbeiten konnte welcher sonst oft in der Kritik der Studiobosse stand, da er nicht die Norm der Jugendfilme repräsentierte welche Shochiko damals produzierte. Und diese Freiheit gab uns dann nämlich nach und nach einen großartigen Film nach dem anderen. Somit hatte es wie gesagt also doch etwas gutes das man bei Shochiku an Escape from Japan herum gepfuscht hat.
Die Frage bleibt aber dennoch bestehen: Wurde der Film als Ganzes ruiniert durch das Eingreifen des Studios? Die Antwort darauf ist natürlich recht relativ. Man merkt durchaus das dass Ende zu zahm ausfällt für das was zuvor passierte und in seiner Ausführung auch recht abrupt daher kommt. Doch bietet es auch ein gewisses Maß an Offenheit und Ambiguität sodass man, wenn man das Hintergrundwissen nicht kennt bezüglich des Endes, nicht per se ein Bruch in der künstlerischen Intention des Autors erkennen muss. Es bleibt wie gesagt sehr zahm, ist aber in seiner fast schon absurd komischen Art nicht (für den Zuschauer jedenfalls) vollkommen als Katastrophe abzustrampeln. Dies ist aufmunternd da der Film zuvor nämlich auch keine Katastrophe war. Yoshida serviert uns mit dem Film eine fast schon typische Jugend Geschichte aus dieser Zeit, voller Kleinkriminellen, Gangstern, Prostituierten und Nichtnutzen die mit dem Gesetz konfrontiert werden, und macht sie zu einem traurigen, fast schon bemitleidenswerten Trupp aus Angsthasen, Drogenabhängigen und gewalttätigen Vergewaltigern sowie Mörder. Wo sonst oft die Taten dieser Menschen als tunichtgutes Verhalten klassifiziert und projiziert worden war stellt Yoshida hier mit diesem Film eben jene Konventionen auf den Prüfstand und lässt sie scheitern. Des weiteren kann man hier und da schon Spuren in der Komposition (auch wenn er hier in Farbe dreht im Gegensatz zu dem großteils der Filme die er davor schon gemacht hat und derer die noch kommen sollten) erkennen die die abstrakte Kadrierung seiner späteren, für ihn so signifikanten, Bilder durchblitzen lässt. So bleibt der Film also trotz dem Eingriff am Ende ein interessantes und über weite Strecken durchaus spaßiges Unterfangen in seiner tragischen Genre-Verdrehung. Nicht mein liebstes Frühwerk von ihm aber aufgrund der Hintergrundgeschichte und den gebliebenen Stärken kein unwichtiges Werk in seiner Karriere.