Donnerstag, 20. Dezember 2012

Man with no Name (Wang Bing, 2009)

"..."


OT - L’homme sans nom
Regie - Wang Bing
Kamera - Wang Bing, Lu Songye
Erscheinungsjahr - 2009
Laufzeit - 92 Minuten


Was ist ein Mensch in seine Essenz. Was ist ein Mensch wen man ihn auf seine grundlegenden Verlangen herunter bricht. Er brauch Nahrung/Flüssigkeit und einen Platz zum Schlafen. Essen, Schlafen, Trinken. Der Körper wird zur endgültigen Manifestation des Seins. Geistiges Verlangen, die Wärme der Mitmenschen, materielles sowie sexuelles Vergnügen oder persönliche Auslebung der eigenen Bedürfnisse oder Interessen treten in den Hintergrund. Nein sie verschwinden fast komplett. Nicht weil sie etwa unwichtig sind (denn das sind sie nicht), sondern weil sie eben auch nicht wichtig für das sind was ein Mensch zum überleben braucht. Den der Mensch in seine Essenz ist ein Mensch der überleben muss. Das gilt auch für den Menschen des 21. Jahrhunderts. Er hat es zwar durch enormen Fortschritt geschafft den Prozess der Nahrungssuche so umzuwandeln das dieser aus Geldverdienen und Einkaufen besteht und somit nicht darauf angewiesen ist seine Nahrung aktiv zu Jagen oder zu erstellen. Doch das Prinzip ist das gleiche, es hat nur angenehme und passivere Züge angenommen. Und dieses Prinzip wird auch weiterhin Bestand haben solange die Technologie noch nicht im Stande ist diese elementaren Bedürfnisse unseres Körpers null und nichtig zu machen. Der Mensch braucht diese Dinge um zu überleben, dagegen kann ein Iphone oder all unsere Errungenschaften eben auch nichts ausrichten. Der Mensch muss Essen, er muss Trinken, er muss ausscheiden und er muss schlafen. Sonst stirbt er. Klingt nach einer sehr vereinfachen Darstellung ist aber generell unsere Natur.


Wang Bing zeigt uns in seiner Dokumentation genau das. Er gibt uns einen Mann dessen Leben auf diesen Tätigkeiten des Überlebens begrenzt sind. Ein Mann fernab der menschlichen und zivilisierten Welt. Ein Mann der sein Dasein alleine irgendwo in einem unbenannte Teil Chinas in einem Loch fristet. Er Lebt in diesem Loch. Die einzigen Spuren dort drinnen auf ein weitreichendes Leben da draußen sind die Plastiktüten welche er zum Aufbewahren bestimmter Utensilien benutzt. Seine Kleidung ist Teil der Erde geworden auf  und in welcher er Lebt. Eine Erde welche ihm, neben dem Dach über seinem Kopf, auch für seine Ernährung sorgt. Am Tag macht er sich auf den Weg und sammelt in der Nähe eines kleinen Dorfes (ohne dabei aber mit den Bewohnern in irgendeine Form von Kontakt zu treten) den Kot der Pferde ein. Dies brauch er als Dünger. Denn wie gesagt, die Erde beliefert ihn auch mit Nahrung. Er bestellt sein Feld, gräbt es um, sammelt die Saat seiner Arbeit ein, führt sie seinem Körper hinzu und fängt wieder von vorne an. Egal ob bei Schnee, Regen oder Hitze. Denn der Mensch muss überleben.


Wang folgt diesem Einsiedler bei seinen Tätigkeiten also und zeigt hier erneut, selbst in diesem eigentlich recht "kleinen" Film in Sachen Laufzeit, warum er ein so begnadeter und wichtiger Filmemacher für sein Land und für das Kino im allgemeinen ist. Wang kommuniziert während dem ganzen Film nicht mit dem Mann. Er respektiert seine Endscheidung der Einsamkeit in welche der Mann sich zurückgezogen hat. Also fast schon anthropologisch ins einer Umsetzung lässt Wang diesen Menschen in seiner Welt so weit es geht und dokumentiert somit ein Leben das es im 21. Jahrhundert kaum noch gibt. Seine Bilder sind dabei immer frei von Urteilen oder Partei aber zugleich doch von so viel Respekt für das gefilmte so dass Elemente wie z.B. die Plastiktüten in dem Erdloch nie zynisch oder Ironisch dargestellt werden. Wir sehen hier also das Leben eines Mannes wie beim Anbeginn unserer Spezies. Ein Leben das wortwörtlich mit der Erde verbunden ist und von ihr abhängig scheint. Umso drastischer und eindringlicher wird es dann für den Mann wenn diese Erde ihm dann mal einen Streich spielt und somit die einzige wirklich beobachtbare emotionale Reaktion in ihm hervorruft die wir in dem Film zu sehen bekommen. Dies untermauert dann endgültig die Qualität des Films. Oder um jetzt mal in Pathos zu verfallen: Mit das Ehrlichste was das Kino je hervorgebracht hat. Das Portrait eines Mannes durch die Kamera für Nachwelt präserviert. Eines Manns ohne Namen.


Keine Kommentare: