"Die the way you lived, all of a sudden ..."
Regie - Michael Mann
Drehbuch - Michael Mann, Ronan Bennett & Ann Biderman
Kamera - Dante Spinotti
Erscheinungsjahr - 2009
Laufzeit - 140 Minuten
Anders als bei Miami Vice, bei welchem ich den Großteil Abneigung mehr einer gewissen Ignoranz zuschreiben will, kann ich bei Public Enemies sehr gut verstehen warum der Film so wenig Anerkennung bekommen hat. Er ist wirklich der falsche Film für eine Generation von Filmfans die immer nach etwas neuem schreien, sich dann aber doch nur in alten (Film)Tugenden wohlfühlen. Denn mit Public Enemies geht Michael Mann noch weiter als mit Miami Vice. Viel weiter. Der radikale Höhepunkt einer seit vielen Filmen andauernden Suche nach neuen Wegen für den amerikanischen Regisseur. Hier ist alles nur noch Skizziert, vom Inhalt bis zu den Charakteren bekommen wir nur grobe Umrahmungen. Charaktere driften ins Bild und wieder hinaus ohne das der Film deutlich ausformuliert. Mann brauch das aber nicht, da sein rigoroses Ausbauen der digitalen Filmtechnik ihm neue filmsprachliche Mittel verleiht um seinen Figuren eine neue Oberfläche zu geben. Er geht vorbei an Geschichte und Erinnerung um an etwas ungenauerem anzukommen, etwas transparentem. Wenn der Film beginnt und wir die großen Mauern eines Gefängnisses sehen, dann ist da mehr zu sehen als das plastische Objekt. Das digitale Bild ermöglicht ihm hier eine Freiheit, die nichts mit dem Wunsch zu tun hat jeden Grashalm in hoher Auflösung zu betrachten, es ermöglicht ihm vielmehr hier jedem Bild eine neue Ebene an Texturen und Expressionen zu verleihen, über welche er dann mit der Kamera streift um bestimmte Emotionen herauszufiltern kann aus dieser endlosen Klarheit und Schärfe. Die Struktur muss sich hier also stetig neu erfinden um mit diesen neu entwickelten Sensibilitäten mitzuhalten. Es ist das wahrscheinlich aufregendste was dem Kino im letzten Jahrzehnt passieren konnte und ein forderndes Erlebnis für Augen und Ohren.
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