Freitag, 6. Dezember 2013

Der Lange Weg nach Cardiff (John Ford, 1940)

"Best thing to do with memories is... forget em."

OT - The Long Voyage Home
Regie - John Ford
Drehbuch - Dudley Nichols
Kamera - Gregg Toland
Erscheinungsjahr - 1940
Laufzeit - 105 Minuten


Weniger Film als Momentaufnahme im Leben bestimmter Personen. Ford erzählt hier keine Geschichte sondern viele Geschichten. Temporäre Ereignisse im Leben von einer Gruppe Seefahrern. Das Leben auf dem ewig treibenden Meer ist für diese trieblosen sowie verlorenen Männer die einzige Flucht vor der Welt als solches. Allein mit den eigenen Fehlbarkeiten und Schwächen, gehen Fords Männer in ihrer Darstellung an den Kern der männlichen Einsamkeit. Heraufbeschwört durch eigene Taten und dem Unvermögen sich den Komplikationen des Lebens zu stellen. Umringt von ihresgleichen, ist es nur das Meer welches ihnen zuhören kann, doch ist dies ohne Anteilnahme für die emotionalen Narben dieser Menschen. Deshalb driften sie umher, betrunken, verlassen oder auf Streit aus, wie das Schiff. John Ford adaptiert die Geschichte verschiedener Theaterstücke von Eugene O'Neill, doch benutzt fast kaum eine Dialogzeile aus seinem Originalmaterial. Der Film ist generell sehr leise angelegt und wirkt wie eine Art Hybrid aus starkem Expressionismus in seiner Form und ebenso starkem Neorealismus in Sachen Struktur, Plot und Narration. Ford findet mit seinem Auge die wirre Mitte und findet in ihr eine Wahrheit welche sowohl durch die naturalistischen Charaktere spricht, sowie durch die tiefe und kontrastreiche Licht-/Schattenwelt in welche die Bilder sie umhüllt. Es ist erst nach so einem Film, in welchem das eine Bild an Bergman erinnert und die andere Szene dann an Tarr, bei welchem man merkt wie wenig so viele angeblich große Regisseure eigentlich für Film als künstlerischen Gegenstand bewerkstelligt haben. Ein großer Film.

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