"That's right - the dove of peace was a pigeon. A dead pigeon."
Regie - Jacques Tourneur
Drehbuch - Curt Siodmak, Harold Medford
Kamera - Lucien Ballard
Erscheinungsjahr - 1948
Laufzeit - 87 Minuten
Was ist ein Auteur? Tourneur sicherlich nicht. Als man ihm das Drehbuch für "Berlin Express" gab, äußerte er keinen Widerspruch. Als das Studio ihm die weibliche Hauptrolle vorschrieb, welche gleichermaßen ihren Mann den Kameramann mit ins Boot holte, war ihm das auch herzlich egal. Es gab keine Konflikte, kein Drama. Tourneur ging einschneidende Kompromisse ein, sein Status als Auteur also nichtig. Wieso ist es aber das jeder seiner Filme eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit ähnlichen Themen ist (z.B. Unwissen, Unfähigkeit, Niederlagen und die Angst vor diesen), eine Vision die sich entweder psychologisch, philosophisch oder poetisch gewichtet in seinen Filmen verteilt. Filme von verschiedenen Studios, mit verschiedenen Drehbüchern, mit verschiedenen Schauspielern und verschiedenen Kameramännern. Ich glaube es ist klar worauf ich hinaus will. Tourneurs kraft liegt in seiner Form und was er durch sie kommuniziert. Berlin Express ist ein Film der Bewegung. Das folgen von Bewegung in Bewegung, meist linear, perfekt durchgeführt in den Szenen im Zug in welchen Tourneur die Kamera tief in die engen Gänge drängt. Und dann natürlich Bewegung im Stillstand wenn man sich durch die zerbombte Umgebung Deutschland wühlt. Und obwohl man nun aus der Enge des Zuges befreit worden ist, gibt der Film einem nun im Freien mehr als zuvor ein Gefühl der Hilflosigkeit. Hilflosigkeit gegenüber den eigenen Ressentiments und Unterschieden. Ein Film über einen Amerikaner, Franzosen, Briten und Soviet die sich gemeinsam auf die Suche nach einem Deutschen machen. Nicht aber etwa um ihn zu töten, sondern um ihm zu helfen. Eine noble Absicht, vor allem in der Nachkriegszeit, doch Tourneur zeigt auf das es auch da Grenzen gibt. In dem Versuch der Vereinigung und dem gegenseitigen Verständnis kann durchaus eine Freundschaft entstehen, doch fehlt dem gegenüber zwangsläufig und per Definition oft der Kontext. Wie die Hilflosigkeit des Amerikaners, der in dem Schlüsselmoment des Filmes in einem großen Bierbraukessel gefangen ist und nur zusehen kann. Am beeindruckendsten und sensibelsten ist diese Hilflosigkeit aber beim Ende dargestellt: Unser Amerikaner, unser Brite, unsere Deutschen und Soviets trennen sich in Freundschaft, die Musik schwillt an, die Kamera setzt sich zurück und sieht unsere letzten Gefährten in ein Auto steigen. Doch bevor der Film uns mit seinem "The End" verlässt sieht man, vollkommen ohne Ironie oder Zynismus, einen Einbeinigen Mann durchs Bild humpeln. Durch die Ruinen Berlins. So viel Schuld, Zerstörung und Leid kann man von der anderen Seite nicht nachempfinden, schon gar nicht verstehen. Freundschaft aber, die kann nützlich sein.
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