"My mother told me that was the first time she was beaten..."
Regisseur & Kamera - Du Haibin
Ein junger Bub, nicht älter als 14, sitzt am Rande eines Bahngleises. Er ist einer von vielen Obdachlosen die in diesem Areal "wohnen". Regisseur Du Haibin, welcher mit seiner Videokamera durch diese Gegend streift um mit diesen Personen zu reden, sitzt vor ihm und hört ihm zu. Der junge Mann hat das verlangen zu reden. Nicht über irgend etwas triviales sondern sehr persönliche Details werden dargelegt. Er erzählt von seinem Vater, dessen drei Ehen, von seiner Mutter, von aggressiven Tendenzen des Vaters gegenüber den Frauen. Er erzählt wie er abgehauen ist von zu Hause. Er gibt der Kamera ein wichtigen Teil seines Lebens preis, einen der nicht wirklich leicht zu sein scheint aber trotzdem nach außen getragen werden muss. Mitten in dem Gespräch nähert sich auf einmal ein Zug. Einer von diesen langen Güterwagons. Er rattert vorbei mit tosendem Lärm. Der junge Mann hält inne weiß er doch das er gegen diesen Lärm nicht angekommen kann. So sitzen die Kamera vor dem junge Mann und beide warten. Es ist ein langer Zug. Eine lange Pause. Eine Pause mit dessen verlorener Zeit Du Haiban ganz unverhofft eine Sequenz auf Bild hält die von solch unglaublicher ekstatischer Wahrheit ist. Es ist einer dieser Momente, welchem man im neuen Chinesischem Dokumentarfilm oft begegnet, welchen man als aufgefangene transzendente Alltäglichkeit bezeichnen kann. Der Zug fährt, überschattet und unterdrückt das Individuum mit seine komplexen Gefühle und Erinnerungen und der Mensch kann nicht anders als warten und zuschauen. Zuschauen wie diese Maschinerie an ihm vorbeifährt und ihm bald endlich wieder den Atem für seine Worte zurück gibt. Um ihn herum bewegt es sich in für ihn nicht greifbarer Geschwindigkeit doch er kann nichts weiter machen als inne halten, anhalten. Doch es ist ein langer Zug. Ein langer Moment. Eine lange Pause. Eine die im Gedächtnis bleibt.
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