Samstag, 26. Januar 2013
Django Unchained (Quentin Tarantino, 2012)
"I like the way you die, boy."
Regie und Drehbuch - Quentin Tarantino
Kamera - Robert Richardson
Erscheinungsjahr - 2012
Laufzeit - 165 Minuten
Genauso wie in seinem vorangegangenen Film Inglourious Basterds ist der reale Hintergrund in Django Unchained (Sklaverei) für Tarantino keine historische Begebenheit die es akkurat und unverfälscht darzustellen gilt, viel mehr bietet diese eine Möglichkeit das Kino als Eskapismus (welches er ja so liebt) zu benutzen um Geschichte neu zu schreiben für das "Vergnügen" des Zuschauers. Er gibt einer Tragödie in seinem Film die Katharsis die sie in der Realität nie bekommen hat. Wie man dieses umformulieren geschichtlicher Tatsachen und verschönern aus moralischer Sicht nun finden mag das muss jeder für sich selbst aus machen. Das soll aber nicht bedeuten das der Film immun gegen Kritik ist. So muss er es sich aufgrund seiner erneut extremst verspielten und stilisierten Visualisierung sowie der Umkehrung des Antagonisten in der letzten Hälfte durchaus gefallen lassen wenn diverse Parteien dem Film (postmodernen) Rassismus etc. vorwerfen. Persönlich kann ich aber nur sagen das es durchaus ein recht oberflächliches Vergnügen, aber Vergnügen trotz alle dem, war zu sehen wie ein schwarzer in Zeitlupe das Blut von Weißen in alle Windrichtungen jagt während im Hintergrund 2Pac fragt "Am I wrong cause I wanna get it on till I die?" Das hatte was. Schade aber nur das Tarantinos Bilder immer noch so flach sind wie eh und je. Jetzt macht er schon einen Western und weiß nichts besseres mit den Landschaften Amerikas anzufangen als sie zur reinen Dekoration zu degradieren während unsere Protagonisten vor ihnen herum reiten.
Donnerstag, 24. Januar 2013
Söldner kennen keine Gnade (Tsui Hark, 1980)
"You punks!"
OT - Di yi lei xing wei xian
Int. Titel - Dangerous Encounters – First Kind/Don't play with fire
Regie - Tsui Hark
Drehbuch - Tsui Hark, Cheuk-Hon Szeto
Kamera - David Chung
Erscheinungsjahr - 1980
Laufzeit - 95 Minuten
Ein Rundum wütender und gefährlicher Film in welchem sinnloser Gewalt, geboren aus Langeweile und Hass, in jegliche Richtungen explodiert. Niemand ist in diesem Film sichern und Gewalt wird immer mit mehr Gewalt ausbezahlt. Keine Ausnahmen. Durch unsere Gesellschaft scheint ein Parasit zu schleichen der hier von Tsui Hark nicht mit einem Schrei nach Revolution oder Neubeginn konfrontiert werden will sondern durch einen Schrei blankem Hasses und Hoffnungslosigkeit Ausdruck verliehen wird. Die Tier Szenen hinterlassen einen bitteren Geschmack, aber die generell unglaublich grimmige Energie ist so fast vollkommen singulär im Kino und bleibt selbst nach all den Jahren noch aktuell und leider auch irgendwie Zeitgeist beschreibend. Ein Kino das nicht nach Ausdruck dürstet sondern nach plakativer Attacke. Am Ende bleibt einem Charakter im Film dann also nichts anderes mehr übrig als in manischer Ekstase ganz Hong Kong (welches respektive für unserer Gesellschaft steht) per Schnellfeuer Waffe anzugreifen um somit den Film mit ebenso schnellen sowie brutalen Schnitten von aktuellen Zeitungsnachrichten zu beenden. Der Film wurde damals natürlich sofort Verboten und durfte nur in die Kinos kommen nachdem Tsui den Film umgeschnitten hatte. Die Anti-soziale Attitüde des Films hat den Behörden damals zu viel Angst gemacht. Zu recht.
Mittwoch, 23. Januar 2013
Wir kommen und werden euch fressen (Tsui Hark, 1980)
"I have syphilis!" "Me too."
OT - Di yu wu men
Int. Titel - We're going to eat you
Regie - Tsui Hark
Drehbuch - Tsui Hark und Roy Szeto
Kamera - Hung Chuen Lau
Erscheinungsjahr - 1980
Laufzeit - 90 Minuten
Unglaublich vitales Genrekino das sich nicht unter dem Schutzmantel schon vorhandener Gattungen und Stilmittel verstecken möchte. Fälschlicherweise oft einfach als Splatter klassifiziert und damit sofort abgeheftet ist der Film mit dem passenden Titel "Wir kommen und werden euch fressen" der zweite Schritt von Tsui Hark in Richtung der Neuauslegung sowie -belebung des Hong Kong Kinos, auch bekannt als die New Wave Hong Kongs. Wo sein erster Spielfilm "The Butterfly Murders" (oder hier in Deutschland auch unter dem irrsinnigen Namen "Die Todesgrotte der Shaolin" bekannt) schon eine wilde Mischung auf bekannten Martial Arts Mustern in Verbindung mit einem Whodunit Plot samt letztendlicher Entschlüsselung des Mysterium (wie man es aus dem westlichen Kino kennt) war, machte Tsui Hark aus diesem Film eine (dunkle) Komödie mit Kannibalen. Ein wilder Klamauk der weniger mit blutigen Geschmacklosigkeiten überzeugen will sondern sich eher auf sein satirisches Überzeichnen und seine spaßigen Choreographien fokussiert. Und das funktioniert.
Freitag, 18. Januar 2013
Samstag, 12. Januar 2013
Wir werden nicht zusammen alt (Maurice Pialat, 1972)
"- When someone leaves you it's like they die." "- It's worse, they're still alive."
OT - Nous ne vieillirons pas ensemble
Regie & Drehbuch - Maurice Pialat
Kamera - Luciano Tovoli
Erscheinungsjahr - 1972
Laufzeit - 110 Minuten
Etwas zu Beginn des Filmes sehen wir einen Mann der sein Mädchen am Bahnhof verabschiedet. Sie steht am offenen Fenster im Zug. Er auf dem Bahngleis. Die Blicke treffen sich ein letztes mal und der Mann läuft in die eine Richtung während der Zug in die andere fährt. Der komplette Gegensatz zu dem was Hollywood uns zu Glauben machen versucht hat für so viele Jahre, und es immer noch versucht. Die Liebe welche Pialat hier zeichnet oder besser gesagt porträtiert da die Geschichte auf seine eigenen Erfahrungen basiert, ist keine konstruktive. Keine die die Zeiten oder Probleme überdauert. Pialats Liebe ist zu tiefst destruktiv. Der Name gibt da schon den richtigen Anhaltspunkt: Wir werden nicht zusammen alt. Die eigenen Erinnerungen welche vom Regisseur hier aufgezeigt werden sind in ihrer emotionalen Gewalt nicht leicht zu schlucken. Unser Liebespaar ist nicht selten dabei sich zu trennen nach einer weiteren verbalen oder handgreiflichen Attacke des Mannes auf das Mädchen nur um danach (perfekt visualisiert durch den fragmentarischen Schnittstil) wieder zusammen zu finden. Ein ewiger Kreislauf des Leides scheint dies Liebe zu sein. Pialat macht da vor sich selbst auch keine Geheimnisse. Die Darstellung des Mannes (welcher ja auf ihm basiert) zeichnet eine zerrüttete und zu tiefst verabscheuende Seele die in ihrer inneren Aggression, welche oft den Weg nach außen findet, die Liebe zu sich selbst und den eigenen Bedürfnissen an erster Stelle hat und sein eigenes Versagen auf die Liebe um sich herum projiziert. Wäre man Psychologe müsste man zu dem Ergebnis kommen das Pialat enorm ehrlich mit sich selbst war oder sich selbst unglaublich hasst. Ob das eine oder das andere, der Film funktioniert vor allem deswegen so gut, aufgrund der Tatsache das diese schmerzhafte Erinnerung eines verlieren menschlicher Nähe so realistisch und nahbar gemacht worden ist. Doch lässt der Film es trotz alle dem am Abspann klar werden das es eben doch nur ein Film ist. Wo die Spuren der schmerzhaften Realität versteckt sind ist uns überlassen.
Mittwoch, 9. Januar 2013
Vengeance (Johnnie To, 2009)
"What is Vengeance?"
OT - Fuk sau
Regie - Johnnie To
Drehbuch - Wai Ka-Fai
Kamera - Cheng Siu-keung, Hung Mo To
Erscheinungsjahr - 2009
Laufzeit - 108 Minuten
Eine unglaublich clever ausgearbeitete Neuinterpretation alter Genrekonventionen die die feine Linie auf welcher die Moral dieser Filme steht ins Leere laufen lässt. To's Rache ist keine wirkliche Katharsis für unseren Helden, er nimmt ihm nach der Hälfe des Filmes die Grundlage dazu und lässt die Erinnerungen an all die Gefühle welche nach Blut dürsten hilflos (zusammen mit dem Gimmick welches ihm helfen sollte) im Regen schmelzen. Das Ende des Films ist dann nicht mehr wirklich eine Suche nach dem eigentlichen Strippenzieher sondern nach visuellen Hinweisen welche ihn als diesen Kennzeichen, denn die Gefühle für das was er angerichtet hat sind schon längst verschwunden, unser Held sieht sie nur noch als Spuren in der Trauer von anderen. Die Kritik gegenüber dem Film und seiner augenscheinlichen Banalität kann zwar tolerieren, den dies wurde schon oft über To's Filme gesagt, verstehen tue ich sie aber nicht. Denn was To hier auf inhaltlicher Ebene ausarbeitet und durch seine formelle Intelligenz ununterbrochen unterstützt ist in seiner Konstanz zwar sehr drauf ausgelegt das man es versteht Informationen in den Gesten der Personen oder durch visuelle Akzente zu erkennen, doch ist dies nun mal auch in vielerlei Hinsicht (na gut, jedenfalls für mich) Kino. Von den Actionszenen will ich aber gar nicht sprechen, die entziehen sich aufgrund ihrer poetische Zerbrechlichkeit jeglichen Formulierungsversuchen. Das ist wie üblich ein räumliches Bildverständnis wie es im modernen Kino kaum ein Zweiter hat.
Vielleicht lieber Morgen (Stephen Chbosky, 2012)
"We accept the love we think we deserve.”
OT - The Perks of Being a Wallflower
Regie & Drehbuch - Stephen Chbosky
Regie & Drehbuch - Stephen Chbosky
Kamera - Andrew Dunn
Erscheinungsjahr - 2012
Laufzeit - 103 Minuten
Der häufigste Kritikpunkt dem sich der Film gegenübergestellt sieht ist die Tatsache das er sich zu oft in Klischees verläuft. Nun ist es recht kurzsichtig wie ich finde einem Film vorzuwerfen er bedient sich bei gängigen Mustern aus seinem Genre. Das einsetzten dieser mag ihn zwar nicht - wenn er sie nicht gerade hinterfragt, im Nachhinein neu auszulegen weiß oder gar in ihnen das Fünkchen Realität findet auf welchem sie basieren- zu einem Ausnahmefilm machen (was immer das auch sein mag) doch ist dies auch zu weiten Teilen ein Teil der Existenzgrundlage des Genres. Das muss nicht gefallen aber einem Coming-of-age Film mit Teenagern, der sich an Klischees bedient genau dieses vorzuwerfen, wo doch so vieles in der Jugend mit Abstand gesehen nur ein einiges Klischee ist, ist schlechtes Kino. Da dies jetzt gesagt ist muss ich nun zugeben das es aber genau die Klischees waren welche mir die größten Probleme bereitet haben in einem eigentlich guten Film. Das mag nach meiner anfänglichen Verteidigung recht Paradox klingen aber ich hab meine Gründe.
Vielleicht lieber Morgen hat bei mir oft negative Reaktionen hervorgerufen da er gerne mit den typischen Mustern einer Highschool Romanze spielt. Das fängt bei dem Mauerblümchen an das sich in eine Schönheit verliebt, geht über die Einsamkeit und deplatzierten Gefühle selbiges Mauerblümchen in seiner neuen Schulphase sowie dem immer auftauchende Schultanz bis hin zum peinlichen Kuss welcher den neu gefundenen Freundeskreis zum Opfer hat. Der Film hat sie nicht alle, aber er vereinnahmt doch viele dieser Momente die in ihrer plumpen Manipulation mich in meiner Liebe zum Kino und ihrer Möglichkeiten nicht selten einfach nur ärgern. Das spannende an dem Film ist aber das diese Klischees eben doch eine Bestimmung haben. Der Film (oder besser gesagt der Hauptcharakter aus dessen Sicht wir den Film erleben) hat einen dunklen Kern den er oft in subtilen und fragmentarisch durchlebten Momenten preisgibt. Es schlummert etwas dicht an der Oberfläche des Mauerblümchens. Wir werden bis zum Ende des Films nicht genau wissen was es ist aber der Film schafft es gut diese Ambiguität in den Emotionen der Hauptfigur durch kleine Akzente und Details im Verhalten von ihm selbst sowie den Personen in seinem familiären Umfeld zu signalisieren. Dahingehend spielen dann nämlich nun auch die Klischees ihre Rolle. Der Junge hat irgend eine Art Trauma erlitten, die Klischees fungieren dann so das sie seine Unfähigkeit richtig mit der ihm neu gefundenen Welt umzugehen auf eine bestimmte Art versuchen widerzuspiegeln. Die Narbe unter seiner Haut blutet also weiterhin durch um es mal ganz poetisch zu sagen. So eine Art umgekehrtes hedgehog's dilemma also. Er hat zwar nämlich keine Angst davor sich anderen Personen zu nähern (obwohl er natürlich eine gewisse Schüchternheit an den Tag legt) doch je näher er diesen Personen kommt desto tiefer stechen die Stachel bei ihm nach innen hinein und lassen irgendwann etwas platzen was tief in ihm verborgen lag. Aus dieser Sicht gefällt mir der Film sehr gut, er hat Herz und Hirn um das Traumata des Jungen mit der nötigen Intimität und Sensibilität zu behandeln was speziell in den Szenen am Ende des Films positiv auffällt.
Das Problem was dann aber für mich auf der anderen Seite aufkommt ist das die Klischees, obwohl sie rein theoretisch ihren Sinn erfüllen, sich in letzter Konsequenz leider auch wie solche anfühlen. Der Film ist kein Formalistisch stark auffallendes Werk, er funktioniert eher über die Charaktere und dessen Gefühlslage. Da wird es dann für mich problematisch wenn der Film es nicht schafft die Klischees des Genres (von welchem ich sowieso eigentlich kein Fan bin) und dessen eigentliche Intention wirklich passend in die authentische Gefühlswelt der gut spielenden Schauspieler und ihrer Welt einzubringen. Vieles bleibt zu flach und einfach in seiner Umsetzung und Gestaltung ohne wirklich die tragische Spannweite der eigentlichen Geschichte zu Respektieren. Das hat mich dann daran gehindert wirklich ein persönlichen Zugang zu finden. Wenn ein nettes Mädchen auf einmal zur Klette degradiert wird weil sie nicht die große Liebe des Hauptcharakters ist dann mag das logisch erschienen da der Film aus dessen Perspektive spielt entzieht sich dann so aber fast schon feige selbst der Verantwortung gegenüber der Charaktere und raubt den Figuren die Intimität und Nähe welche so oft versuch wird aufzubauen. All das mach den Film für mich zu einem durch und durch schwierigen Film. Schwierig weil ich ihn auf der einen Seite so gut finde und er aber auf der anderen Seite mir so viel Ärger bereitet. Momentan tendiere ich aber (mit etwas wohlwollen) mehr zur positiven Seite des Filmes da dort einiges interessantes zu finden war und der Film sich traute in dunkle Wasser abzutauschen ohne nur an der Oberfläche zu kratzen.
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