Montag, 24. Dezember 2012

Escape from Japan (Yoshishige Yoshida, 1964)

"I want to go to America!"

OT - Nihon dasshutsu
Regie & Drehbuch - Yoshishige Yoshida
Kamera- Toichiro Narushima
Erscheinungsjahr - 1964
Laufzeit - 96 Minuten


Nach ganzen fünf Filmen sowie dem eigentlichen Beginn seiner Regiekarriere war Escape from Japan Yoshidas letzter Film bei Shochiku. Der Grund dafür war nicht etwa das die Kluft zwischen den künstlerischen Ansichten der beiden Parteien immer größer wurde. Es war mehr die Tatsache das das Studio seinen Film, während er mit seiner Frau sich in den Flitterwochen erholte, veränderten. Als Yoshida nämlich zurück kam musste er feststellen das das Studio das Ende seines Filmes drastisch veränderte und ihn danach sofort in die Kinos brachten. Ein Vertrauensbruch und Eingriff in seine Vision die er nicht Vergessen konnte. Vor allem da der Film ja schon in den Kinos lief und der Schaden, laut Yoshida, ja somit schon geschehen war. Somit hieß es Abschied nehmen von dem Studio in welchem er damals anfing. Das Originale Ende ward zwar nie wieder gesehen doch ist dies trotzdem ein Glücksfall für uns Zuschauer da Yoshida nun gemeinsame Sache mit der ATG (Art Theater Guild) machte. Dies bedeutete mehr Freiheiten für ihn, womit er seinen Stil besser ausarbeiten konnte welcher sonst oft in der Kritik der Studiobosse stand, da er nicht die Norm der Jugendfilme repräsentierte welche Shochiko damals produzierte. Und diese Freiheit gab uns dann nämlich nach und nach einen großartigen Film nach dem anderen. Somit hatte es wie gesagt also doch etwas gutes das man bei Shochiku an Escape from Japan herum gepfuscht hat.


Die Frage bleibt aber dennoch bestehen: Wurde der Film als Ganzes ruiniert durch das Eingreifen des Studios? Die Antwort darauf ist natürlich recht relativ. Man merkt durchaus das dass Ende zu zahm ausfällt für das was zuvor passierte und in seiner Ausführung auch recht abrupt daher kommt. Doch bietet es auch ein gewisses Maß an Offenheit und Ambiguität sodass man, wenn man das Hintergrundwissen nicht kennt bezüglich des Endes, nicht per se ein Bruch in der künstlerischen Intention des Autors erkennen muss. Es bleibt wie gesagt sehr zahm, ist aber in seiner fast schon absurd komischen Art nicht (für den Zuschauer jedenfalls) vollkommen als Katastrophe abzustrampeln. Dies ist aufmunternd da der Film zuvor nämlich auch keine Katastrophe war. Yoshida serviert uns mit dem Film eine fast schon typische Jugend Geschichte aus dieser Zeit, voller Kleinkriminellen, Gangstern, Prostituierten und Nichtnutzen die mit dem Gesetz konfrontiert werden, und macht sie zu einem traurigen, fast schon bemitleidenswerten Trupp aus Angsthasen, Drogenabhängigen und gewalttätigen Vergewaltigern sowie Mörder. Wo sonst oft die Taten dieser Menschen als tunichtgutes Verhalten klassifiziert und projiziert worden war stellt Yoshida hier mit diesem Film eben jene Konventionen auf den Prüfstand und lässt sie scheitern. Des weiteren kann man hier und da schon Spuren in der Komposition (auch wenn er hier in Farbe dreht im Gegensatz zu dem großteils der Filme die er davor schon gemacht hat und derer die noch kommen sollten) erkennen die die abstrakte Kadrierung seiner späteren, für ihn so signifikanten, Bilder durchblitzen lässt. So bleibt der Film also trotz dem Eingriff am Ende ein interessantes und über weite Strecken durchaus spaßiges Unterfangen in seiner tragischen Genre-Verdrehung. Nicht mein liebstes Frühwerk von ihm aber aufgrund der Hintergrundgeschichte und den gebliebenen Stärken kein unwichtiges Werk in seiner Karriere.

Freitag, 21. Dezember 2012

Just an image #6

Haywire (Steven Soderbergh, 2012)



Donnerstag, 20. Dezember 2012

Man with no Name (Wang Bing, 2009)

"..."


OT - L’homme sans nom
Regie - Wang Bing
Kamera - Wang Bing, Lu Songye
Erscheinungsjahr - 2009
Laufzeit - 92 Minuten


Was ist ein Mensch in seine Essenz. Was ist ein Mensch wen man ihn auf seine grundlegenden Verlangen herunter bricht. Er brauch Nahrung/Flüssigkeit und einen Platz zum Schlafen. Essen, Schlafen, Trinken. Der Körper wird zur endgültigen Manifestation des Seins. Geistiges Verlangen, die Wärme der Mitmenschen, materielles sowie sexuelles Vergnügen oder persönliche Auslebung der eigenen Bedürfnisse oder Interessen treten in den Hintergrund. Nein sie verschwinden fast komplett. Nicht weil sie etwa unwichtig sind (denn das sind sie nicht), sondern weil sie eben auch nicht wichtig für das sind was ein Mensch zum überleben braucht. Den der Mensch in seine Essenz ist ein Mensch der überleben muss. Das gilt auch für den Menschen des 21. Jahrhunderts. Er hat es zwar durch enormen Fortschritt geschafft den Prozess der Nahrungssuche so umzuwandeln das dieser aus Geldverdienen und Einkaufen besteht und somit nicht darauf angewiesen ist seine Nahrung aktiv zu Jagen oder zu erstellen. Doch das Prinzip ist das gleiche, es hat nur angenehme und passivere Züge angenommen. Und dieses Prinzip wird auch weiterhin Bestand haben solange die Technologie noch nicht im Stande ist diese elementaren Bedürfnisse unseres Körpers null und nichtig zu machen. Der Mensch braucht diese Dinge um zu überleben, dagegen kann ein Iphone oder all unsere Errungenschaften eben auch nichts ausrichten. Der Mensch muss Essen, er muss Trinken, er muss ausscheiden und er muss schlafen. Sonst stirbt er. Klingt nach einer sehr vereinfachen Darstellung ist aber generell unsere Natur.


Wang Bing zeigt uns in seiner Dokumentation genau das. Er gibt uns einen Mann dessen Leben auf diesen Tätigkeiten des Überlebens begrenzt sind. Ein Mann fernab der menschlichen und zivilisierten Welt. Ein Mann der sein Dasein alleine irgendwo in einem unbenannte Teil Chinas in einem Loch fristet. Er Lebt in diesem Loch. Die einzigen Spuren dort drinnen auf ein weitreichendes Leben da draußen sind die Plastiktüten welche er zum Aufbewahren bestimmter Utensilien benutzt. Seine Kleidung ist Teil der Erde geworden auf  und in welcher er Lebt. Eine Erde welche ihm, neben dem Dach über seinem Kopf, auch für seine Ernährung sorgt. Am Tag macht er sich auf den Weg und sammelt in der Nähe eines kleinen Dorfes (ohne dabei aber mit den Bewohnern in irgendeine Form von Kontakt zu treten) den Kot der Pferde ein. Dies brauch er als Dünger. Denn wie gesagt, die Erde beliefert ihn auch mit Nahrung. Er bestellt sein Feld, gräbt es um, sammelt die Saat seiner Arbeit ein, führt sie seinem Körper hinzu und fängt wieder von vorne an. Egal ob bei Schnee, Regen oder Hitze. Denn der Mensch muss überleben.


Wang folgt diesem Einsiedler bei seinen Tätigkeiten also und zeigt hier erneut, selbst in diesem eigentlich recht "kleinen" Film in Sachen Laufzeit, warum er ein so begnadeter und wichtiger Filmemacher für sein Land und für das Kino im allgemeinen ist. Wang kommuniziert während dem ganzen Film nicht mit dem Mann. Er respektiert seine Endscheidung der Einsamkeit in welche der Mann sich zurückgezogen hat. Also fast schon anthropologisch ins einer Umsetzung lässt Wang diesen Menschen in seiner Welt so weit es geht und dokumentiert somit ein Leben das es im 21. Jahrhundert kaum noch gibt. Seine Bilder sind dabei immer frei von Urteilen oder Partei aber zugleich doch von so viel Respekt für das gefilmte so dass Elemente wie z.B. die Plastiktüten in dem Erdloch nie zynisch oder Ironisch dargestellt werden. Wir sehen hier also das Leben eines Mannes wie beim Anbeginn unserer Spezies. Ein Leben das wortwörtlich mit der Erde verbunden ist und von ihr abhängig scheint. Umso drastischer und eindringlicher wird es dann für den Mann wenn diese Erde ihm dann mal einen Streich spielt und somit die einzige wirklich beobachtbare emotionale Reaktion in ihm hervorruft die wir in dem Film zu sehen bekommen. Dies untermauert dann endgültig die Qualität des Films. Oder um jetzt mal in Pathos zu verfallen: Mit das Ehrlichste was das Kino je hervorgebracht hat. Das Portrait eines Mannes durch die Kamera für Nachwelt präserviert. Eines Manns ohne Namen.


Montag, 10. Dezember 2012

Essen und Telefonieren in Johnnie To's Election

Da ich ohne Bilder nicht wirklich etwas über Johnnie To schreiben kann hier mal mein Versuch meine Gedanken über sein Handwerk nach dem gestrigen erneuten sehen seines Filmes "Election" an drei kleinen Beispielen zu erklären. Ergänzungen sind gerne erwünscht.

Erste Essensszene

Der Film Beginnt direkt nach dem Vorspan mit einer Essensszene. 


In langsamen Schwenks und unsichtbaren Schnitten teilt To die Diskussion um den Tisch herum in die jeweiligen Köpfe auf. 







Erst mit dem Eintreten der Polizei gibt er uns das Bild welches uns eine Orientierung in dem Raum möglich macht. Er arbeitet sich hier also vom undurchsichtigen zum durchsichtigen vor. 


Zweite Essensszene

Ganz anders verläuft es nun in der zweiten Essensszene in dem Film.
To verschafft uns nun gleich zu Beginn eine räumliche Orientierung für die Szene.





 Doch fängt er nun gleich zu Beginn an in dem Überblick den er uns Anfangs gegeben hat einzelne Gruppen voneinander abzutrennen. 



Er zieht mit seinem Schnitt nun also eine klare Linie zwischen den Personen am rechten und am linken Tisch, und positioniert sie so parallel zu den gegensätzlichen Meinungen welche sie vertreten.





Die Diskussion ist aber längst nicht vorbei. To zieht sich jetzt noch enger in die Tische und Personen hinein. Die Kamera schwenkt langsam um und in der Diskussion umher und ist jetzt wieder bei der fragmentarischen und aufgespaltenen Methode der ersten Szene angelangt. Dieser recht rückläufige Vorgehensweise nutzt To also nun hier um die Unsicherheit und Unentschlossenheit vieler Charaktere bezüglich der zu treffenden Endscheidung darzustellen.




Die einzige Konstante in dieser Szene ist von Anfang an die Person in der Mitte welche durch ihre Positionierung von To eine neutrale Position in dem hitzigen Wortgefecht zugewiesen bekommen hat
Der leicht dickliche Mann lädt, bevor die Diskussion eskaliert, zum Tee trinken ein. To lässt nun die zuvor herrschende unsortierte Struktur im Bilde fallen und versammelt alle Personen in der Mitte um die Konstante in der Szene. Er signalisiert uns so eine höhere und vereinnahmende Autorität in diesem zusammenkommen der Körper um den einen Mann und nimmt so durch diese visuelle Information vorweg was danach passieren wird. Der dickliche Mann erläutert seine Ansicht zu dem Diskussionsthema und trägt so maßgeblich zu der Endscheidung bei welche danach getroffen wird. 


Telefonszene

Zum Abschluss nur ein kurzer Exkurs in diese Telefonszene des Films 



To verlinkt in ihr die zwei gegensätzlichen Pole im Film durch ein Telefon Gespräch in recht interessanter Art und Weise. Das obere Bild zeigt den geordneten und das untere den anarchistischen Charakter des Filmes. Beide in einer für sich exemplarischen Umgebung dessen Aufteilung perfekt den weiteren Verlauf des Filmes darstellt. Der eine in Umgebung von zukünftigen Verbündeten, der andere als Silhouette allein in seiner chaotischen Destruktivität.

Ich hör jetzt aber mal auf mit meinem Gelaber, mehr fällt mir da leider auch nicht ein. Diese paar Beispiele zeigen aber einigermaßen deutlich (hoffe ich mal) wie fokussiert To es schafft visuell Inforationen bezüglich der Geschichte, dessen Beteiligten sowie dessen Platz in ihrer Gesellschaft und Umgebung dem Zuschauer näher zu bringen, dabei aber weitestgehend unsichtbar zu bleiben. 

Sonntag, 2. Dezember 2012

Resident Evil 5: Retribution ( Paul W.S. Anderson, 2012)

"Congratulations. You're officially a badass."


Regisseur & Drehbuch - Paul W.S. Anderson
Kamera - Glen MacPherson
Erscheinungsjahr - 2012
Laufzeit - 96 Minuten


Es ist schon hervorragend blöd und zugleich aufrichtig mit was für einer Überzeugung Anderson in dem fünften Ausleger dieses Vdeospielfilmes (nicht Verfilmung) mal wieder aufs neue einfach das was im vorherigen Teil geschah negiert. Motivationen von Antagonisten werden verschoben und gestorbene Charaktere werden einfach geklont. Von vorne herein rein auf das Auge abgezielter Wahnsinn der wahrscheinlich nicht mal weiß wie man das Wort "Eingebildet" schreibt. Frei von prätentiöser Absicht oder Anmaßung eines künstlerischen Anspruches gegenüber seines Zuschauers zersetzt Anderson hier jegliche Serien- oder Genretypischen Motiviken oder wütet in dessen Symbolik. Was hier über die kurze Laufzeit passiert ist keine Kunst. Und böse Zungen mögen das alles gleich ein Videospiel ohne Controller nennen. Für mich ist es aber nur ein Film. Ein Film der seinen Spaß mit sich, seiner Einfälligkeit und seinem Medium hat.