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Regie - Sharon Lockhart
Kamera - Richard Rutkowski
Erscheinungsjahr - 2008
Laufzeit - 83 Minuten
Sharon Lockharts Film ist genau das was der Titel impliziert. Ein Lunch Break. Eine Pause von 42 Arbeitern der Bath Iron Works Werft in Bath, Maine. Lockhart, welche zuvor unter den Arbeitern lebte um ein besseres Bild über sie zu bekommen, Filmte die Arbeiter während der Mittagspause in einem langen Korridor welcher fast die gesamte Werft entlang führt. Ein endloser Korridor ausgestattet mit Maschinen, Leitern, Stahlgehäusen jeglicher Art und Sitzmöglichkeiten für den ein oder anderen Arbeiter. Lockhart fokussiert ihre Kamera ins Zentrum des Korridors und folgt ihm geradeaus entlang mit statischer Präzision. Dabei verlangsamt sie in Nachhinein das Bild wodurch diese Fahrt zu einer Art Repräsentation dieses Momentes vom Durchatmen und temporärer Freiheit von den Angelegenheiten der körperlich anstrengenden Arbeiten außerhalb dieses Korridors wird. Die Kamera bleibt dabei aber weitestgehend unsichtbar, die Menschen interagieren kaum mit ihr wenn sie vorbei fährt, nur ein paar schenken ihr kurz einen Blick. Ein Blick der dann aber schnell wieder in die vor einem liegende Zeitung oder auf das zu verschlingende Brötchen zurück fällt. Lockhart erreicht so einen Grad der Authentizität und Realität welcher für ihre formellen Intentionen enorm hilfreich ist.
Doch was ist nun so besonders an dem Film, an dieser Fahrt? Nach circa 20 Minuten erscheint in der Distanz ein Hindernis inmitten des Korridors. Eine Stahlstange um genau zu sein steht dort. Man beginnt sich zu überlegen was nun passiert wenn wir dort angelangt sind. Wird die Kamera nach rechts oder links ausweichen und daran vorbei gehen. Wird es den ersten Schnitt im Film geben? Oder wird etwas komplett anderes passieren als man sich vorstellt? Das Lockhart nun wenn sie die Stange erreicht hat einfach dezent nach rechts ausweicht soll jetzt mal Hintergründig bleiben, was dieses Beispiel aber zeigt ist die Stärke von Lunch Break. Die Gedanken wandeln. Das Augen wandelt. Ihre Anfänglich streng anmutender Formalismus weicht sich auf und stellt sich als gar nicht so streng heraus sondern sehr Offen. Er diktiert nicht. Er lässt dem Zuschauer den Raum und die Zeit um in ihnen und in der dargestellten Tiefe des Korridors eine Welt von Details und Menschlich banalen Schattierungen in ihren Gesten zu entdecken, sie wahrzunehmen. Doch nicht nur das, das apokalyptische Raunen auf der Tonspur welches von den Maschinen, so jedenfalls die naheliegende Vermutung, außerhalb des dargestellten Korridors stammt lässt die Pause und den kurzen Moment der Freiheit welchen Lockhart hier in die Länge zieht und fast schon meditiert, noch so viel süßer und wichtiger machen als er schon ist. Denn der Stillstand ist eben nur zeitweilig und das abmühen wird bald wieder beginnen