Montag, 5. März 2012

Almanc of Fall (Bela Tarr, 1984)

"I don't think anything."


OT - Öszi almanach
Regie & Drehbuch - Bela Tarr
Kamera - Buda Gulyás, Sándor Kardos, Ferenc Pap
Erscheinungsjahr - 1984
Laufzeit - 119 Minuten



Almanac of Fall ist ein besonderer Film für Bela Tarr. In seiner gesamten Karriere hat er nur drei Filme in Farbe gedreht. Eine Karriere welche wenn man sie in Farben rekapitulieren möchte gewiss ohne zu zwinkern die beiden extremen Enden des Spektrums nennen wird um genau dies zu tun. Kaum ein Regisseur beherrscht diese zwei Farben und ihre Variationen zu- und miteinander so schön wie er. Da scheint es fast schon Ironisch das er mit Almanac of Fall, er der Meister der zeitgenössischen schwarz-weiß Photographie, einen der farbigsten Filme des zeitgenössischem Kinos gemacht hat. Die Palette an Farben mag sich zwar auf blau, rot, gelb und grün spezialisieren doch werden mit ihnen die Leinwand, Räume und Charaktere so überflutet wie selten zuvor gesehen. Keine Ecke seiner Bilder ist da freigestellt. Allein deswegen fällt es mir wahrscheinlich leichter diesen Film hier als genau das zu bezeichnen wo ich bei Damnation noch so meine vorbehalte hatte wegen dessen schon sehr ausgeprägtem singulären Stil. Almanac of Fall ist nämlich genau das was man als einen Übergangsfilm bezeichnen könnte, wenn man dies denn will und nicht Negativ verwenden wird. Weg ist die harte dokumentarische on-the-fly Komposition seiner Vorgänger und Erstlinge. Ausgetauscht sind diese durch starr aufgeteilte, anhaltende Einstellungen. Hat Tarr zwar schon mit seiner zuvor entstandenen, für das Fernsehen produzierte Umsetzung von Hamlet, mit langen, exakt durchkomponierten Einstellungen experimentiert (Hamlet besteht nämlich aus ganzen 2 Einstellungen - Eine fünf Minuten, die andere 67 Minuten lang) und seinen Gefallen an dem ausdehnen der Tiefe des Raumes gefunden so ist es Almanac of Fall welcher ein sogenannter Schnittpunkt ist. Hier Überlappen sich die alten Ideologien mit den neuen filmischen Tendenzen. Der Fokus auf die Individuen und die möglichst realistische sowie daraus angeblich einhergehende unverfälschte Darstellung dessen höchst komplexen Emotionen welche er, wie in seinen ersten Filmen, als etwas nach außen heraus projizierendes, durch verbale und körperliche Explosionen geformtes sieht trifft die nun neu gefundene kontemplative Kamera die in ihrer Form ganz andere Ziele verfolgt. Dies kann man dann auch als einzigen, jedenfalls aus meiner Sicht her, nachvollziehenden Streitpunkt sehen ob diese zwei Parteien sich jetzt nun wirklich so gut miteinander verstehen oder ob das viele Gerede der Personen dem Bilde vielleicht doch die Wirkung nimmt. Die Farbgestaltung ist aber einfach zu entzückend in ihrer Intelligenz als das man dem Film viel übel nehmen kann. Da hat sich Tarr wirklich Gedanken gemacht und spielt nicht nur herum sondern weiß es geschickt das Innenleben aller Beteiligten heraus zu kolorieren. Schöner Film. Fertig-Aus.

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