Sonntag, 11. Juli 2010

Zwischen Himmel und Hölle

"I have no time for lies. I want the truth!"

OT - Tengoku to jigoku
Regie - Akira Kurosawa
Drehbuch - Ryûzô Kikushima, Hideo Oguni, Akira Kurosawa
Kamera - Asakazu Nakai, Takao Saitô
Erscheinungsjahr - 1963
Laufzeit - 143 Minuten 



In Worte fassen kann ich das was ich gesehen habe jetzt noch nicht wirklich. Tengoku to jigoku ist einer dieser Filme bei denen man sofort wenn -„The End“- auf dem Bildschirm erscheint, weiß das man gerade was Großartiges erlebt hat. Das Augenmerk liegt dabei auf Erlebt, den Kuorosawa’s Crime Thriller kann man nicht nur einfach sehen. Deswegen verzeiht mir das geschwärme, aber der Film lässt mir einfach keine andere Wahl als ihm einen Ring an den Finger zu stecken, den Rest meines Lebens mit ihm zu verbringen und mit Einhörnern und Feen durch Grünes Gras zu Hüpfen. Was auf den ersten Blick wie eine Folge aus Law and Order aussieht entwickelt sich schnell in ein hoch spannendes Crime Drama das durch die angesprochene Spannung zu Unterhalten weiß aber sogleich auch den Geist anregt, was ja Kurosawa immer wichtig war. Denn egal wie „Light“ das Aufgangsmaterial ist, Kritik wird immer geübt. In Tengoku to jigoku, was soviel heißt wie „Himmel und Hölle“ wird von Kurosawa dieses mal nicht nur Loyalität, Ethik und Moral auseinandergenommen sondern auch mal ganz nebenbei der absurde Hass unter unserer eigenen Spezies zueinander analysiert. „Himmel und Hölle“. wie im Titel schon enthalten. stehen im Film für die Einteilung von uns Menschen in einer Gesellschaft in der die Kluft zwischen Arm und Reich stetig steigt. Der Himmel Repräsentiert das Angesehne, wohlhabende Volk, die Hölle den Abschaum der Gesellschaft. Charakterisiert wird dies schön in der Szene kurz vor dem Ende mit der Drogenabhängigen Prostituierten. Sie und die Umgebung in der wir uns gerade befinden stellt die Hölle dar, ein Slum voller Junkies. Der Dreck unserer Gesellschaft. Und sie ist nun mal eine der Einwohner, deshalb auch das Desinteresse der Polizisten an ihrem Leben und die komplette Abstinenzvon Empathie. Alles was für sie zählt ist den Verbrecher am Kragen zu packen damit er für das Verbrechen büßen kann was er einem der „Himmels“ Bewohner angetan hat. Wenn dies heißt das eine Drogenabhängige Prostituierte dran glauben muss ist das natürlich legitim. Kurosawa zeigt deutlich welche großen Barrieren selbst heute noch in unserer Gesellschaft herrschen. Deshalb hat auch das Finale in dem sich Himmel und Hölle gegenüber sitzen so viel Gewicht. Werde da aber nichts Spoilern, obwohl es selbst da so viel zu erzählen gibt dank der unglaublich guten Bildsprache Kurosawas z.B. mit der Reflektion im Spiegel und so weiter. Hier wird so viel erzählt ohne auch nur ein Wort zu sagen, subtil ist so einiges. Ein Beispiel für die Subtilität und die schiere Kraft der Bilder, die nun nicht so Spoilerlastig ist, ist wohl die Szene in der der Chauffeur Mifune’s Charakter anfleht das Lösegeld zu bezahlen. Mifune ihm aber aus dem Weg geht, jedenfalls versucht er es, aber hinter ihm sind nur die vorhänge die das Fenster verdecken, er ist gefangen in dieser Situation und kommt nicht heraus. Eine essentielle Charakter Szene und mit eine der Emotional Stärksten um gesamten Film. Da sie das innerliche Dilemma dieser Person so präzise verdeutlicht ohne auch nur etwas zu sagen. Großes Lob dabei geht natürlich auch an Toshiro Mifune dessen Elektrische Performance als Kingo Gondo mit eine seiner besten ist. Dazu bekommen wir noch Tatsuya Nakada der den Kommissar spielt und vor allem im Zweiten Akt die Hauptrolle ist. Auch Shimura gibt uns die Ehre aber leider nur für eine kurze Zeit. Herauszuheben ist aber ganz klar Tsutomu Yamazaki der den Kidnapper verkörpert und gegen Ende hin immer häufiger auftaucht bis zum Finale in dem er eine Explosion des Wahnsinn und der Verzweiflung loslässt. Auch wunderbar ist die Einteilung der Geschichte, die ersten 55 Minuten Spielen z.B. ausschließlich in einem Zimmer was unglaublich viel Raum für die Atmosphäre heißt und unglaublich wenig Raum für die Charakter und dessen Problem um sich zu verstecken. Denn wie immer in Kurosawas Filmen geht es ihm mehr um die Charakter als um die Story, jede Kleine Nuance wird ausgekostet so das jeder Charakter, so klein seine Rolle in dem Großen Ganzen auch sein mag, auch wirklich ein dreidimensionaler Charakter ist.


Nun jetzt hab ich hier viel Unsinn geredet und mich wie ein kleines Schulmädchen verhalten das zum ersten mal Glitzer Vampire auf der Leinwand zu sehen bekommt.
Wie heißt es aber am Ende des Films ”I’m not interested in self-analysis”.
Wie sie wollen Herr Kurosawa, ich weiß ja das sie es nicht mögen wenn man ihre Werke zu stark Analysiert. Dies habe ich hier zwar nicht wirklich gemacht es ist mehr eine Liebeserklärung aber Trotzdem halt ich jetzt einfach meinen Mund und schau mir den Film einfach ein weiteres Mal an. Danke jedenfalls für einen der besten Filme die ich je sehen durfte.


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