Dienstag, 20. Juli 2010

The Yakuza Papers

Battles Without Honour and Humanity



Was anfängt wie eine Interessante Studie über den Aufstieg der Yakuza Clans im Nachkriegsjapan entwickelt sich am Anfang des zweiten Drittel leider schnell in ein stetiges auf und abtauchen von Charakteren bei denen man irgendwann nicht mehr weiß wer nun zu wem gehört, da ja das Intrigieren auch ganz oben auf der Tagesordnung steht. Dies wird auf dauer leider viel zu zäh bis sich sogar die Langeweile einschleicht. Zum Glück wendet sich der Film dann im letzten drittel und Fokussiert sich auf den eigentlichen Star Shozo Hirono, wunderbar gespielt von Bunta Sugawara, der uns zuvor nur ab und zu mit seiner kraftvollen Präsenz segnete da er die meiste Filmzeit leider im Knast verbringen musste. Da weiß der Film dann auch zu glänzen, da sein Charakter viel über die Mentalität der Yakuzas auszusagen weiß und die besten Szenen im Film auch ihm zu verdanke sind, ganz oben natürlich das fabelhafte Ende das den Film dann noch vor einer etwas niedrigeren Note bewahrt. Dort zeigt mir Kinji Fukasaku genau das was ich sehen wollte, die Perfekte Mischung aus Emotionaler/Charakter Tiefe und absoluter Awesomeness. Der erste Teil der Yakuza Papers Reihe hat hier und da Probleme und hat die Erwartungen auch nicht ganz befriedigt dafür lässt das angesprochene Ende auf einiges in den nächsten Teilen hoffen. Den Potential ist ohne Frage da, wie die Gewaltexzesse die genau das ansprechen was der Titel aussagt. Den hier gibt es Keine Ehre und Keine Loyalität. Gewalt und nochmals Gewalt so sieht das Yakuza leben aus. Dazu weiß die Bildkomposition auch noch sehr zu gefallen, Fukasaku's Stamm Kameramann Sadji Yoshida hat hier ein paar wirklich Stylische Szenen eingebaut die manchmal subtil aber manchmal auch schon "in die Fresse" sind. Umgehauen wurde ich trotzdem nur von dem Ende, mal sehen was "Deadly Fight in Hiroshima" so mit sich bringt.




Deadly Fight in Hiroshima


Der Fukasaku ist mir ja schon so ein Strolch. Ist die gängige Regel in der Filmwelt ja das Sequels schwächer sind als ihr Vorläufer, macht der Mann mit "Deadly Fight in Hiroshima" fast alles Richtig was er im Erstling Richtig hätte machen müssen und erschafft somit einen in allen maßen anspruchsvolleres Filmerlebnis. Wurde in "Battles Without Honour and Humanity" unglücklich versucht einen Haufen Charaktere zu jonglieren, wird sich in Deadly Fight in Hiroshima auf eine kleine Anzahl von Figuren Fokussiert. In dessen Mittelpunkt die Geschichte von Seizo Fukumoto Charakters Yamanaka steht, die dank ihrer unglaublichen Tragik anders als der erste Teil auch eine ganze Menge Dramatik zu bieten hat. Bunta Sugawara ist natürlich auch wieder von der Partie und ein Junger Sonny Chiba begeistert als Anarchistischer Joker Verschnitt der sich einen Dreck um die Regeln der Yakuza kümmert. Dazu bekommen wir Zuschauer dank der kompromisslosen Gewalt sogar noch eine äußerst schockierende Verhör Szene mit abschließendem "Ende" welches mich Emotional komischerweise ganz schon berührt hat. Was die technische Aspekte des Films betrifft hat sich weitestgehend nichts grundlegend verändert, dies ist aber nicht schlecht da im ersten Teil auf dem Gebiet eigentlich alles Stimmte.
Tut wirklich gut zu sehen das die Serie sich weiter entwickeln hat und lässt hoffen das die Folgeteile dieses Niveau halten können oder Gnade Gott es sogar noch übertreffen. "Proxy War" kann kommen.




Proxy War


Das dritte Kapitel von Kinji Fukasaku's Yakuza Epos weiß Gott sei dank genau so wie Deadly Fight in Hiroshima alle schwächen des Erstlings, Battles Without Honour and Humanity, zu umschiffen. Obwohl es doch in Proxy Wars genauso wie Teil eins wiedermal fast nur ums Intrigieren der diversen Yakuza Klans geht. Die meiste Zeit sehen wir mal wieder Personen um einen Tisch sitzen die miteinander reden. Anders aber als in Teil eins schafft es Fukasaku hier alles um einiges Übersichtlicher und mit mehr Dynamik zu gestalten. Primär die konzeptionell gelungenen Actionszenen sind dank ihrer wilden ungestümtheit immer eine perfekte Abwechslung bieten. Hier sehen wir die Gesichtslosen Untermänner in bestimmungsgemäß chaotischen Szenen wie die Fliegen fallen. Außer natürlich einer Fliege dem der Film ein Gesicht verpasst, dank ihr sind auch einige Emotionen im Spiel. Dies wird insbesondere am, wiedermal gelungenen Ende unter Beweiß gestellt welches als Aufhänger für etwas hoffentlich großes im nächsten Teil zu sehen ist. Mit dem fantastischen Bunta Sugawara, der nun endlich für die gesamte Laufzeit die Hauptperson ist, hat Proxy War auch eine Sympathiefigur die wir in den vorherigen Teilen dank seiner zwiespältigen Rolle als Protagonist nun endlich mehr zu Gesicht bekommen. Und dank Fukasaku's rauem Stil mit seiner ausgeprägten Mischung aus Gurrillia Handkamera und vielen Wide Shots wird diese Welt auch nie in einem Romantischen Licht dargestellt. Genre Fans wird es freuen.




Police Tactics


Die Gewalt Eskaliert und der Krieg beginnt. In der vierten Auskopplung ist "The Japanese Godfather" seinem Amerikanischem Pendant am ähnlichsten. Attentate werden ausgeübt, die Anzahl der Opfer steigt rapide, die Polizei bewegt endlich mal ihre Finger, Festnahmen werden gemacht und Yakuza Bosse suchen Schutz bei den Ordnungshütern vor lauter Angst. Man merkt deutlich das sich alles auf ein Ende zu bewegt. Das ganze Paket einer Brutalen Gangster Geschichte wird in Police Tactics noch mal ausgepackt bevor es in die letzte Runde geht und bietet wie zuvor einen Faszinierenden Blick in eine Untergrundwelt Japans der Nachkriegszeit die mit ihrer Stellung in der Gesellschaft und dem Krieg Untereinander zu kämpfen hat.




Final Episode


Es bleibt ein seltsames Gefühl das Ende dieser Großartigen Serie zu erleben. Alles was ich von einem authentischen Film über den Aufstieg der Yakuzas sehen wollte und was ich leider beim ersten Teil nicht gänzlich sah wurde von Teil zu Teil verbessert bis bis zu dieser letzten Episode welche einen unvergesslichen Abschluss bietet. Keine Verschönigung der Sachlage, keine Über stilisierte Gewaltdarstellung und kein Happy Ending. All die Sinnlosigkeit derer mit dem Platz an der Sonne und all die Tragik der Untermänner. Wer ein Leben voller Gewalt führt wird mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht als alter man an Herzversagen sterben sondern auf dem Kalten Bordstein mit einer oder mehrerer Kugeln im Körper. Am Ende stellt der Film dann noch eine wichtige Frage die man mit vollem Ehrgeiz sofort mit "Ja" beantworten möchte, dies aber nicht übers Herz bringt da man weiß eine Lüge auszusprechen.


"Will the bitter battles that arise the strong preying upon the weak ever be banished from this earth?"



Sonntag, 11. Juli 2010

Zwischen Himmel und Hölle

"I have no time for lies. I want the truth!"

OT - Tengoku to jigoku
Regie - Akira Kurosawa
Drehbuch - Ryûzô Kikushima, Hideo Oguni, Akira Kurosawa
Kamera - Asakazu Nakai, Takao Saitô
Erscheinungsjahr - 1963
Laufzeit - 143 Minuten 



In Worte fassen kann ich das was ich gesehen habe jetzt noch nicht wirklich. Tengoku to jigoku ist einer dieser Filme bei denen man sofort wenn -„The End“- auf dem Bildschirm erscheint, weiß das man gerade was Großartiges erlebt hat. Das Augenmerk liegt dabei auf Erlebt, den Kuorosawa’s Crime Thriller kann man nicht nur einfach sehen. Deswegen verzeiht mir das geschwärme, aber der Film lässt mir einfach keine andere Wahl als ihm einen Ring an den Finger zu stecken, den Rest meines Lebens mit ihm zu verbringen und mit Einhörnern und Feen durch Grünes Gras zu Hüpfen. Was auf den ersten Blick wie eine Folge aus Law and Order aussieht entwickelt sich schnell in ein hoch spannendes Crime Drama das durch die angesprochene Spannung zu Unterhalten weiß aber sogleich auch den Geist anregt, was ja Kurosawa immer wichtig war. Denn egal wie „Light“ das Aufgangsmaterial ist, Kritik wird immer geübt. In Tengoku to jigoku, was soviel heißt wie „Himmel und Hölle“ wird von Kurosawa dieses mal nicht nur Loyalität, Ethik und Moral auseinandergenommen sondern auch mal ganz nebenbei der absurde Hass unter unserer eigenen Spezies zueinander analysiert. „Himmel und Hölle“. wie im Titel schon enthalten. stehen im Film für die Einteilung von uns Menschen in einer Gesellschaft in der die Kluft zwischen Arm und Reich stetig steigt. Der Himmel Repräsentiert das Angesehne, wohlhabende Volk, die Hölle den Abschaum der Gesellschaft. Charakterisiert wird dies schön in der Szene kurz vor dem Ende mit der Drogenabhängigen Prostituierten. Sie und die Umgebung in der wir uns gerade befinden stellt die Hölle dar, ein Slum voller Junkies. Der Dreck unserer Gesellschaft. Und sie ist nun mal eine der Einwohner, deshalb auch das Desinteresse der Polizisten an ihrem Leben und die komplette Abstinenzvon Empathie. Alles was für sie zählt ist den Verbrecher am Kragen zu packen damit er für das Verbrechen büßen kann was er einem der „Himmels“ Bewohner angetan hat. Wenn dies heißt das eine Drogenabhängige Prostituierte dran glauben muss ist das natürlich legitim. Kurosawa zeigt deutlich welche großen Barrieren selbst heute noch in unserer Gesellschaft herrschen. Deshalb hat auch das Finale in dem sich Himmel und Hölle gegenüber sitzen so viel Gewicht. Werde da aber nichts Spoilern, obwohl es selbst da so viel zu erzählen gibt dank der unglaublich guten Bildsprache Kurosawas z.B. mit der Reflektion im Spiegel und so weiter. Hier wird so viel erzählt ohne auch nur ein Wort zu sagen, subtil ist so einiges. Ein Beispiel für die Subtilität und die schiere Kraft der Bilder, die nun nicht so Spoilerlastig ist, ist wohl die Szene in der der Chauffeur Mifune’s Charakter anfleht das Lösegeld zu bezahlen. Mifune ihm aber aus dem Weg geht, jedenfalls versucht er es, aber hinter ihm sind nur die vorhänge die das Fenster verdecken, er ist gefangen in dieser Situation und kommt nicht heraus. Eine essentielle Charakter Szene und mit eine der Emotional Stärksten um gesamten Film. Da sie das innerliche Dilemma dieser Person so präzise verdeutlicht ohne auch nur etwas zu sagen. Großes Lob dabei geht natürlich auch an Toshiro Mifune dessen Elektrische Performance als Kingo Gondo mit eine seiner besten ist. Dazu bekommen wir noch Tatsuya Nakada der den Kommissar spielt und vor allem im Zweiten Akt die Hauptrolle ist. Auch Shimura gibt uns die Ehre aber leider nur für eine kurze Zeit. Herauszuheben ist aber ganz klar Tsutomu Yamazaki der den Kidnapper verkörpert und gegen Ende hin immer häufiger auftaucht bis zum Finale in dem er eine Explosion des Wahnsinn und der Verzweiflung loslässt. Auch wunderbar ist die Einteilung der Geschichte, die ersten 55 Minuten Spielen z.B. ausschließlich in einem Zimmer was unglaublich viel Raum für die Atmosphäre heißt und unglaublich wenig Raum für die Charakter und dessen Problem um sich zu verstecken. Denn wie immer in Kurosawas Filmen geht es ihm mehr um die Charakter als um die Story, jede Kleine Nuance wird ausgekostet so das jeder Charakter, so klein seine Rolle in dem Großen Ganzen auch sein mag, auch wirklich ein dreidimensionaler Charakter ist.


Nun jetzt hab ich hier viel Unsinn geredet und mich wie ein kleines Schulmädchen verhalten das zum ersten mal Glitzer Vampire auf der Leinwand zu sehen bekommt.
Wie heißt es aber am Ende des Films ”I’m not interested in self-analysis”.
Wie sie wollen Herr Kurosawa, ich weiß ja das sie es nicht mögen wenn man ihre Werke zu stark Analysiert. Dies habe ich hier zwar nicht wirklich gemacht es ist mehr eine Liebeserklärung aber Trotzdem halt ich jetzt einfach meinen Mund und schau mir den Film einfach ein weiteres Mal an. Danke jedenfalls für einen der besten Filme die ich je sehen durfte.