Dienstag, 30. April 2013

To The Wonder - Take 3

I write in water what I dare not say.

Regie & Drehbuch - Terrence Malick
Kamera - Emmanuel Lubezki
Erscheinungsjahr - 2012
Laufzeit - 112 Minuten





Das Kino des Terrence Malick entgleist immer weiter. Das mag man je nach Empfindung nun positiv oder negativ sehen. Wer das aber nach sechs Filmen immer noch nicht fühlt, der sollte sich lieber Filmen widmen welche die eigenen Sensibilitäten besser befriedigen. Den hier geht es seit Badlands nur noch nach vorne, ein sich ewig weiterentwickelndes Kino. Die Logik dahinter ist keine gebaut auf Authentizität oder Künstlichkeit. Genauso wenig wie auf Naturalismus oder Ästhetizismus. Malicks Kino faltet sich in jene Richtung aus in welche es ein Gefühl erspäht. Ein Gefühl das sich oft genauso wahr wie falsch anfühlen mag. Willkür sagen die bösen Zungen. Genie predigen die Schafe. Wie ein Block von Bildern gestapelt auf einen anderen, und in jedem haust ein Geheimnis wertvoller als das nächste. Einem Malick Film beizuwohnen ist nicht mehr einfach so ein visuelles Erlebnis oder ein holistisches (obwohl es das natürlich auch sein kann). Es ist ein Fragen nach den Fragen wenn der Anspruch überhand nimmt, ein Forschen nach unbenannten aber allzu bekannten Gefühlen wenn das Herz erwacht und ein Suchen nach dem ewig sichtbaren aber allzeit verborgenen Licht wenn die Seele sich angesprochen fühlt. Ein sinnloses Unterfangen. Uns Menschen würdig.

Montag, 29. April 2013

To The Wonder - Take 2

"Newborn. I open my eyes. I melt. Into the eternal night. A spark. You got me out of the darkness. You gathered me up from Earth You’ve brought me back to life."

Regie & Drehbuch - Terrence Malick
Kamera - Emmanuel Lubezki
Erscheinungsjahr - 2012
Laufzeit - 112 Minuten


Man mag es bei all den ach so schönen Bildern (ein Glück das ich nicht so leicht aus der Fassung zu bringen bin sonst würden mich die erneut extrem schablonenhaften Gespräche bezgl. Malicks singulärer Form zur Weißglut bringen) ja eigentlich nicht glauben, aber Liebe (oder "das Wunder") findet keiner der Personen in dem Film wirklich. Malick, der hier nach The Tree of Life, wieder enorm persönliche Kunst kreiert und Teile seines eigenen Lebens verarbeitet (auch er war in einer Beziehung mit einer Europäerin, welche aber zerbrach; auch er lernte dann wieder sein high-school sweetheart kennen mit welcher er dann heiratete) lässt sich und seinen Charakteren keinen Ausweg aus dem Leben bestehend aus einer Kette aus Glück und Unglück. Eine Kette die direkt aus Malicks Leben gerissen wurde. Was auch ein Grund ist warum Afflecks Charakter so oft abgeschnitten wird vom Bildrahmen, da der Macher des Films sich eben seiner eigenen Fehlbarkeit und Unmöglichkeit der Repräsentation seines Ichs bewusst ist. Das darf man dann natürlich wieder schmalzig der berechnend finden, aber das hier jemand sein Herz mitsamt den Narben (selbst zugefügt die meiste Zeit) auf Bild bannt, das sollte man wenn möglich nicht vergessen. Denn wie gesagt, das hier ist kein Erzählkino. Malick kein Geschichtenerzähler (war er auch nie!). Und seine Filme keine Filme mit Bezug auf Narration oder Unterhaltung, sie sind die Denkprozesse eines Menschen für den die filmisch geschriebene Philosophie eben mehr hergab als die schriftliche. Er filmt, also ist er. Das einzige Wunder.

Sonntag, 28. April 2013

To The Wonder - Take 1

"If you love me, there's nothing else I need."

Regie & Drehbuch - Terrence Malick
Kamera - Emmanuel Lubezki
Erscheinungsjahr - 2012
Laufzeit - 112 Minuten


Take 1: Die Liebe zweier Seelen, welche so fern voneinander sich nicht dem gegenüber nähern können, das es erst die unschuldige Auffassungsgabe und ungeschönte Ausdrucksweise eines Kindes braucht, um auszusprechen über was sich die zwei naiv verliebten keinen Sinn bilden können. Liebe als Vereinigung zweier Menschen die sich innerlich nahe fühlen, aber dessen Körper keine wirkliche Verbindung aufbauen wollen. Die eine taumelt mit ihrer freien Energie nach außen gekehrt wie ein Planet um die Sonne, währen der andere Teil nur starr hinter diesem Spektakel herläuft und sich selbst aber keiner Befreiung durch seine Gefühle hingeben will/kann. Der ewige Kampf zwischen dem was man teilen will und dem was man zu teilen in der Lage ist. Zwischen dem was man entblößt und dem was man dadurch aufgibt.

Montag, 15. April 2013

The Ward (John Carpenter, 2010)

"What's the first thing you remember?"

Regie - John Carpenter
Drehbuch - Michael Rasmussen & Shawn Rasmussen
Kamera - Yaron Orbach
Erscheinungsjahr - 2010
Laufzeit - 88 Minuten


Die Flucht nach draußen als einzige Möglichkeit die eigene psychische Zuflucht im inneren aufrecht zu erhalten. Vor dem zu fliehen was dem Geist die eigens erbaut Blockade einreißen wird, und das Trauma dahinter eröffnet. Ein Film voller leerer Gänge, Geister und Repräsentationen des Ichs. Carpenter, hier mal wieder ganz der Formalist, interessiere sich in The Ward wenig für den Schock an sich, das Drehbuch und die Oberfläche der Geschichte sind recht bekannt im Genre. Doch sind dies nur Ausgangspunkte. Sein Kino ist eines der Katharsis. Was ihn interessiert ist die Frage nach dem was hinter dem Schock steht, hinter der Angst und den Geistern die unsere am stärksten bewachten Emotionen ans freie bringen. Die Geschichten die uns Erschrecken, heilen uns. Oder so ähnlich. Carpenter hätte zwar nach dem Statement in Cigarette Burns keinen Film mehr machen müssen, doch bin ich heil froh das er es doch noch ein mal geschafft hat auf solch formal präzise und psychisch fragile Hochtouren aufzufahren. Denn besser als in The Ward war der "Altmeister" selten.

Sonntag, 14. April 2013

Dienstag, 9. April 2013

Dancing Girl (Mikio Naruse, 1951)

"We are not a family, only four people living together!"

OT - Maihime
Regie - Mikio Naruse
Drehbuch - Kaneto Shindô
Kamera - Asakazu Nakai
Erscheinungsjahr - 1951
Laufzeit - 85 Minuten





Die Desintegration einer Familie in der Nachkriegsmentalität. Die Tochter merkt gegen Beginn des Filmes ernüchternd ihrer Mutter an das der Haussegen währen des Krieges nicht so krumm stand wie nun. Die Mutter entgegnet ihr in nüchterner Resignation das dies nicht besonders verwunderlich sei, da man ihnen ja die Freiheit während dieser Zeit nahm. Die Freiheit so zu Leben wie der eigene Geist/Gefühle es diktieren, fern jeglicher soz. Norm oder einer "Verbundenheit" sowie "Verantwortung" gegenüber der Moral der eigenen Nation. Doch genauso wie der Krieg das Leben der Menschen langsam verlassen hat so kommt nun auch diese angebliche Freiheit wieder zurück und schickt sie von einer falschen Welt voller Illusionen nun wieder zurück in das echte Leben. Und da gibt es eben Probleme. Mann und Frau sind seit über 20 Jahren verheiratet, doch ein Bündnis der Emotionen blieb seit jeher aus. War der Grund ihrer Lebensvereinigung doch weniger die Liebe zueinander als die Verantwortung gegenüber ihrem gemeinsamen Kind (und später Kindern). So musste die Frau ihre eigentliche Liebe fallen lassen. Doch nun, nun ist die Freiheit zurück. Die Kluft der Ehepartner wird zusehend großer, ihre Körpersprachen kommunizieren sehr deutlich ihre gegenseitige Abneigung zueinander, mit jeder Bewegung und jedem gewechselten Wort füllt sich das Kontingent des Ertragbaren. Das Glück muss nun wieder da gefunden werden wo es damals auch schon war, die alte Flamme wird wieder entzündet und die Frau kann nun auf ein neues Leben mit ihrer alten Liebe hoffen. So sind die Komponenten welche die Ehe der Frau zusammenhielten ja verschwunden. Der Krieg ist vorbei und die zwei Kinder sind nun erwachsen. Doch ist die Hoffnung wieder nur ein Trugschluss des Lebens, ein Naiver Traum welcher die Aufopferung an eine deutlich kaputte Familie (aber eben immer noch eine Familie) übersieht. Naruse sagte einst das egal wo seine Charaktere sich hin drehen oder -gehen , sie unweigerlich auf eine Wand treffen die sie an ihrem Drang nach Vorne aufhält. Ob diese Wand in dem Fall von "Dancing Girl" nun wieder Unglücksseligkeit bereit hält oder doch dem Glück eine zweite Chance lässt, bleibt in den verheißungsvollen/verlorenen Blicken zweier Menschen zueinander und einer heißen Sommernacht verborgen, auf das wir uns selbst die Antwort suchen müssen.